Press - Reviews
28th May 2008
Zoom Code review, Extreme Aggression

Thanatoschizo
Zoom Code
CD, My Kingdom Music, 2008


Abseits gängiger (und gangbarer) Metalpfade spielen sich THANATOSCHIZO durch ihr viertes Album. Limitationen gibt es dabei eigentlich nicht, es wird gemacht, was gefällt. Die Chance allerdings, mit dem Ergebnis dieses Lustprinzips unter den Leser/innen des Extreme Aggression oder ähnlichen Krachzines willige Käufer/innen zu finden, ist verschwindend gering. Mit etwas gutem Willen kann man im Grundgerüst so etwas wie Death Metal-lastigen Hardrock finden, der immer wieder mit genrefremden Elementen aufgepeppt/entschärft wird. Die Spätphase von PARADISE LOST kommt hier und da durch, damit hat es sich aber auch schon mit „Härte“. Zwar growlt Gitarrist, Teilzeitsampler und Sänger Guilhermino teilweise ganz ordentlich, aber über alles dominiert Goldkehlchen Patrícia, deren Stimme leider meist so klingt, als würde sie die fröhlich lächeln. Ziemlich nervig also. Das ein oder andere Riff ist zwar grenzwertig metallisch, dann aber doch fast immer zahm wie ein Kätzchen und durch klaren Gesang verleidet.

Natürlich ist es nie das Ziel der Band gewesen, ein hartes Metalalbum zu schaffen. Dies im Hinterkopf und mit erzwungener Objektivität betrachtet ist „Zoom Code“ keine schlechte Musik, vielleicht sogar im Gegenteil. Die Melodien packen gut zu; die Songs wirken weniger wie überavantgardistische Kopfgeburten, sondern eher so wie aus einer guten Laune heraus in gelöster Stimmung geschrieben und gespielt. Soweit die Wirkung, die Realität hingegen ist ein zweijähriger Entstehungsprozess von „Zoom Code“. Bleibt offen, ob die entspannte Atmosphäre gewollt so konstruiert ist, das peinliche Ergebnis eines völlig anders geplanten Konzeptes oder schlicht die subjektive Empfindung des Verfassers dieses Geschmieres. Wie auch immer, die häufig eingesetzten Percussions, Samples und „Gastinstrumente“ wirken meist stimmig und selten deplaziert, auch wenn ein paar der Elektrospielereien nicht wirklich hätten sein müssen...Andererseits bringen die mit Zweizz (FLEURETY, ex-DØDHEIMSGARD) auch einen großen Namen der Szene als Gast mit ins Boot. Die Produktion ist recht gut gelungen und verleiht dem Gitarrensound ab und zu eine zusätzliche Härte, die eigentlich gar nicht da ist. Den Label-Terminus „Progressive Death Metal“ kann und will ich so nicht stehen lassen. Wenn es denn Death Metal wäre, wäre er sicher progressiv zu nennen. Vom Death Metal ist „Zoom Code“ meistens aber so weit entfernt wie DEICIDE vom Kindergottesdienst, also Vorsicht!

Für die hier lesende harte Fraktion geht die Platte maximal als kurzfristige Entspannungsmusik zwischen mehreren Tagen extremen Geballers durch, ansonsten Finger weg. Wer sich selbst open minded genug dünkt und/oder antimetallische Freund/innen langsam an die Materie heranführen will, findet hier vielleicht einen interessanten Ansatzpunkt. 11 Songs, 48:33 Minuten.

Peter
5 CDs + 1 EP
€45.00 / $58.50
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